Wer ist Jesus für mich ?

Wer ist Jesus für mich?

Wer ist Jesus für mich ?

Was habe ich für ein Bild von Jesus ?

Das ist mit die wichtigste, zentralste Frage, die ich mir als Christ stellen kann.

Ja, ich sollte sie mir immer wieder stellen. Denn ich nenne mich ja Christ nach Jesus Christus.

Nebenbei: Ein Christ ist jemand, der Jesus als den Christus bekennt, auf Deutsch als den Gesalbten, auf  Hebräisch den Messias.

 

Ich mache mir auch von Menschen, die mir in meinem Leben begegnen ein Bild. Und auch in Bezug auf sie kann ich mir bewusst die Frage stellen: Wer ist dieser Mensch für mich ?

Manchmal ist mein Bild von einem Menschen schon lange sehr fest gefahren. Und dann kann es passieren, dass ich eines Tages diesen Menschen auf einmal ganz anders erlebe, wie ich ihn bisher gekannt habe. Eine ganz überraschende, neue  Seite an ihm, kommt in einer bestimmten Situation heraus und mein Bild von ihm verändert sich.

 Wenn z.B. die Chefin  auf einer privaten Feier ganz anders ist als in ihrer dienstlichen Rolle.

Viele Menschen kenne ich ja auch nur in bestimmten einseitigen Rollen: der Verkäufer an der Supermarktkasse, die Lehrerin, der Schüler, ein Sportskamerad im Verein, eine Politikerin.

Was wäre, wenn ich solche Menschen auf einmal näher und ganz anders kennenlernen würde. Einen ganzen Tag mit ihnen verbringen würde oder eine Woche ?

 

Wieviel Zeit verbringen Sie mit Jesus ? Aus welchen Begegnungen mit ihm haben Sie sich Ihr Bild von ihm gemacht ?

Vielleicht ist es ja auch ein einseitiges ?

Wir können Jesus besonders in den Evangelien begegnen, wenn wir uns auf die Berichte einlassen, die wir dort lesen. Wenn wir hören, was er dort sagt.

Und wir werden ihn immer besser kennenlernen, je mehr und öfter wir diese Worte hören, diese Berichte lesen.

Und es ist wie bei einer Beziehung zu Menschen: mein Bild von Jesus wird sich im Lauf des Lebens verändern, wenn ich wirklich mit ihm lebe und auf ihn höre.

Welche seiner Worte prägen Ihr Bild von Jesus besonders ?

Welche Worte Jesu haben Sie innerlich berührt ?

Welche tragen Sie im Herzen?

Was, von dem, was er getan hat, ist für Sie besonders eindrücklich gewesen, dass es bis heute Ihr Bild von Jesus prägt ?

Vielleicht denken Sie auch an Szenen aus Jesusfilmen, die Sie schon gesehen haben.

Machen Sie jetzt einfach einmal eine Minute ein  Experiment:

Was fällt Ihnen in der nächsten Minute spontan ein, wenn Sie an Jesus denken ?   Und was bedeutet er Ihnen heute persönlich ?

Wer ist er für Sie ?

  

Heute lesen wir Worte von Jesus, die Sie vielleicht zum Teil  überraschen. Überlegen Sie einmal beim Lesen:

Stimmen diese Worte mit dem Bild überein, das ich mir von Jesus gemacht habe ?

 

Matthäusevangelium Kapitel 10, 34-39

Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.

(35)Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter.

(36)Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein.

(37)Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert.

(38)Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist meiner nicht wert.

(39)Wer sein Leben findet, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden                                       

 

Jesus bringt das Schwert ?

Wenn das die ersten Worte wären, die ein Mensch von Jesus hören würde, wenn das die erste Begegnung wäre, dann könnte ein sehr einseitiges und wahrscheinlich auch falsches Bild von Jesus entstehen

Wenn ich einen Menschen schon länger kenne, dann werde ich bestimmte Sätze von ihm besser einordnen und verstehen können.

So ist das bei diesen Sätzen von Jesus auch.

Und es ist auch wichtig die jeweilige Situation zu kennen, in denen ein Satz gesagt wird.

Je nach Situation kann ein Satz dann völlig unterschiedliche Bedeutung haben.

Zu wem wird ein Satz gesagt, in welchem Zusammenhang.

 

Jesus sagt hier: Ich bin nicht gekommen den Frieden zu bringen, sondern das Schwert.

Wenn das der einzige Satz wäre, den jemand von Jesus hört, dann würde er ihn völlig falsch verstehen, sich ein völlig falsches Bild von Jesus machen.

Er würde vielleicht denken, Jesus wäre ein Kriegstreiber, der zu Gewalt aufruft.

 

Vielleicht waren Sie irritiert von diesem Satz, weil Sie doch Jesus schon ganz gut gekannt haben. Vielleicht hat dann dieser Satz Ihrem bisherigen Bild von Jesus widersprochen.

Hat Jesus nicht gesagt ?

Selig sind, die  Frieden stiften.

Petrus steck dein Schwert ein

Liebet eure Feinde.

Hat Jesus nicht  das Kreuz erlitten ohne sich mit Gewalt zu wehren?

 Wie passt das jetzt zusammen?

Dazu müssen wir den Zusammenhang anschauen. Jesus sagt diese Worte am Ende einer langen Rede, mit der er seine Jünger aussendet, dass sie den Anbruch des Reiches Gottes ankündigen, Kranke heilen, Tote auferwecken und böse Geister austreiben.

Also in Jesu Namen und seiner Vollmacht all das tun, was er auch getan hat.

Von einem Auftrag zu einem bewaffneten Kampf ist nicht die Rede.

Stattdessen kündigt er mehrmals in dieser Rede an, dass die Jünger, wenn sie seinem Auftrag nachkommen angefeindet, gehasst, ja gewaltsam bedroht werden.

Das Schwert, das er hier meint, ist also nicht das Schwert, das die Jünger gebrauchen sollten. Es ist vielmehr das Schwert, die gewaltsame Bedrohung, mit der sie von anderen rechnen müssen.

 

Ist das nicht verrückt ?

Dass Menschen, die nichts anderes tun, als andere in das Reich Gottes einzuladen, die Liebe Gottes in Wort und Tat verkünden, angegriffen werden ?

Aber das war eigentlich schon bei Jesus selbst genauso unverständlich. Wie konnte jemand, der anderen so viel Gutes tut, nie selber Zwang oder Gewalt angewendet hat, am Ende am Kreuz landen ?

Ich denke, es ist der Ruf zur Umkehr, der mit der Einladung in Gottes Reich verbunden ist. „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe herbeikommen. Denkt um und glaubt an das Evangelium.“

Die Menschen merken, dass Gott sie auch in ihrem bisherigen Denken und Leben in Frage stellt.

 Und ein Teil schaltet da auf innere Abwehr. Sie wollen lieber ihr eigener Herr bleiben. Sie spüren, dass es da ums Ganze in ihrem Leben geht. Manchmal fühlen sich Menschengruppen in ihren religiösen und sozialen Machtstrukturen bedroht.

Wie es in Indien z.B. im Moment sehr stark der Fall ist. Wenn das Kastensystem durch die Botschaft des Evangeliums und durch Hinwendung größerer Gruppen von Menschen zu Jesus in Frage gestellt wird.

Auch das religiöse System der Hohenpriester damals in Jerusalem war ja in Frage gestellt.

Und ein Teil reagierte damals und reagiert heute dann mit Androhung und Ausüben von Gewalt.

Auch islamische Gesellschaften fühlen sich durch die Botschaft des Evangeliums in dieser Weise in Frage gestellt und wissen sich oft nicht anders als durch Gewalt zu helfen.

 

Ja, die Botschaft Jesu birgt Sprengstoff. So könnte man das Wort vom Schwert, das Jesus bringt heute ausdrücken, sozialen Sprengstoff, weil es Konfliktpotential bis in Familien hinein bringt.

Es ist nicht das eigentliche Ziel Jesu, aber sozusagen eine Nebenwirkung, die immer wieder dabei auftreten kann.

 

Wenn ein Mensch oder eine soziale Gruppe in ihrem bisherigen Denken in Frage gestellt wird, in dem tiefsten Fundament ihres Lebens  bzw. Zusammenlebens, dann verunsichert das.

Das muss man auch verstehen und sich innerlich darauf einstellen.

 Deshalb bereitet Jesus seine Jünger auf diese geteilte Reaktion vor, wenn er sie in seinem Namen aussendet.

 

Keine falschen Kompromisse

Was sind die Konsequenzen, die wir heute  aus dieser Tatsache ziehen, dass der Auftrag Jesu auch zu Spaltungen und Widerstand führen kann ?

 Eine mögliche und verständliche Reaktion wäre: alles an der Botschaft Jesu wegzulassen, was anstößig sein könnte, was andere Menschen in ihrem Weltbild, ihrem Glauben, ihrem Lebensfundament in Frage stellen könnte.

 

Manche Christen denken heute, dass das im Sinne Jesu wäre, in erster Linie den äußerlichen Frieden zu bewahren.

Aber damit werden sie dem Auftrag Jesu nicht gerecht.

 

Der konziliare Prozess „Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“ vertritt sehr wichtige und gute Anliegen und Ziele.

Aber der Auftrag, an Christi statt die Menschen aufzurufen, sich mit Gott versöhnen zu lassen, darf dabei nicht vernachlässigt werden.

 

Im Gespräch mit Menschen anderer Religionen wäre es ein falscher Kompromiss, einfach Jesus und seine Bedeutung für uns zu verleugnen, als nebensächlich zu behandeln.

Wenn Paulus in den Synagogen nicht von Jesus geredet hätte um des äußerlichen Friedens willen, wäre er zwar nicht angegriffen worden, hätte keine Spaltung in Familien oder Städte gebracht, aber er hätte den Auftrag Jesu verleugnet und die Botschaft Jesu wäre nie bis zu uns gekommen.

 

Ja, es ist besonders schmerzhaft, wenn selbst in Familien Spaltung und Konflikte hineinkommen.

Gerade Muslime, die zum Glauben an Jesus kommen, werden von ihren Familien zum Teil ausgestoßen oder sogar angefeindet.

 

Was für eine harte Entscheidung, wenn sie sich zwischen Jesus und ihrer Familie entscheiden müssen!

Ich bin froh, dass mir das erspart geblieben ist.

 

Aber jeder von uns kann sich die Frage stellen:

Was wäre ich bereit für Jesus zu opfern ?

 

„Du bist mein ein und alles.“  „Für dich würde ich alles tun.“

„Ich liebe dich über alles.“

Gelten diese Sätze irgendeinem Menschen oder gelten sie Jesus, dem sie allein gebühren.

Das wäre ein guter Test. Denn da finde ich schnell heraus, wer Jesus für mich ist.

 

Eines ist nach der heutigen Begegnung mit Jesus klar:

Nämlich, was er selbst sich wünscht. Wer er für uns sein will.

Er will derjenige sein, für den wir im Zweifelsfall alles andere aufgeben würden, für den wir sogar Anfeindungen in Kauf nehmen würden

Er will, wie es Arno Backhaus einmal so schön ausgedrückt hat,

eine ganz kleine Nummer sein für uns:

Die Nummer 1.