
Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert,
und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens.
Hebräerbrief 4,12
Das Wort Gottes ist lebendig
Das Wort Gottes macht unseren Gott zu einem lebendigen Gegenüber. Er ist kein stummer Götze, kein lächelnder Buddha, der mich anschweigt.
Gott will mit dir persönlich reden !
Das Wort Gottes ist lebendig, es ist kein toter Buchstabe. Es spricht immer neu und immer frisch und immer persönlich in die jeweilige Situation des Menschen hinein. Ein Bibelvers, der mir vor einem Jahr oder vor 4 Wochen noch nichts gesagt hat, der kann auf einmal entscheidend wichtig werden für mein Leben, weil Gott dadurch mich persönlich anredet.
Langweilig ist die Bibel nie, wenn man sich auf sie einlässt,
wenn man erwartet, dass Gott zu mir redet.
Langweilig ist sie nur, wenn ich sie nicht an mich ranlasse, an mein konkretes Leben, wenn ich sie nur als Geschichtsbuch lese.
Manchmal sagen Grundschüler, wenn ich beginne eine biblische Geschichte zu erzählen: „Kenn ich schon !“ und dann sind sie in der Gefahr abzuschalten und zu denken: ist doch langweilig die altbekannte Geschichte.
Nicht nur den Kindern , auch uns Erwachsenen geht es ähnlich, wenn wir eine Lesung in der Kirche hören. Die Evangelien und Episteln wiederholen sich jedes Jahr, die Predigttexte alle 6 Jahre.
Ich denke, jedem ist es schon so gegangen, zu denken: kenn ich schon, sagt mir nichts mehr.
Nicht nur den Kindern und Jugendlichen, sondern auch Erwachsenen und mir selbst muss ich bewusst machen:
Gott will in mein konkretes Leben hineinreden. Was sagt dieses Wort für mich jetzt, heute ?
Dann kann es spannend werden, und wenn ich diese Verse oder diese Geschichte schon hundert mal gehört oder gelesen habe.
Das Wort Gottes ist kräftig
Aber es gibt noch einen weiteren Grund, warum es sinnvoll und gut ist, auf das Wort Gottes nicht nur einmal zu hören.
Nicht nur, weil mein Leben auch lebendig ist, sich verändert und für mich jeweils andere Abschnitte aus der Bibel wichtig werden können.
Auch nicht nur, weil wir Menschen vergesslich sind. Die Bibel ist ja groß und Wiederholung ist für unser schwaches Gedächtnis da nur gut.
Nein, es gibt einen weiteren Grund und der hat mit der zweiten Eigenschaft des Wortes Gottes zu tun, die hier genannt ist:
Es ist kräftig.
Im Urtext steht da das Wort energeia, wovon unsere Fremdwort Energie kommt. Es gibt Kraft, Energie, Lebensenergie.
Wir würden ja auch nicht auf die Idee kommen, ab morgen nicht mehr zur Tankstelle zu fahren mit unserem Auto, nur weil wir den Treibstoff schon oft getankt haben und schon wissen, wie er aussieht oder wirkt.
Wir wissen, wenn wir nicht nachtanken, bleiben wir irgendwann auf der Strecke.
Auch das Essen stellen wir nicht ein, obwohl wir es schon oft getan haben. Denn auch hier werden uns schon bald die eigenen Kräfte ausgehen.
Vom Wort Gottes heißt es im 5.Buch Mose: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes geht.
Auch Gottes Wort gibt uns Kraft zum Leben, auch Gottes Wort brauchen wir wie das tägliche Brot immer wieder.
Wie ist die Wirkweise des Wortes Gottes ?
Wie kann das sein, dass ein Wort Kraft gibt ?
Der Satz »Ich liebe dich« ist z.B. nicht nur Information.
Er stellt etwas her. Ich kann ihn nicht nur zur Kenntnis nehmen, sondern er verändert mich, wenn ich weiß, es steht ein lebendiger Mensch, eine lebendige Person hinter diesem Satz, die dieses Wort ernst meint.
Oder wenn jemand zu mir sagt: „Ich traue dir diese Aufgabe zu“, dann kann mir dieses Wort Selbstvertrauen und Mut geben für eine Aufgabe.
Wenn einer zu mir sagt: „Ich stehe zu dir egal, was kommt.“ , dann kann mir das viel Kraft und Trost geben.
Natürlich gibt es das auch im Negativen: „Ich hasse dich!“, was für ein negatives Potential, welche negative Auswirkungen kann solch ein kleiner Satz haben.
Oder: „Das schaffst du nie!“ Wie viele Menschen haben ihr Leben lang an solch einem Satz gelitten, den sie als Kind immer wieder gehört haben.
Diese Beispiele zeigen schon im zwischenmenschlichen Bereich, wie große Kraftwirkung Worte haben können.
Wie viel Kraft wird dann erst in einem Wort von Gott, unserem großen lebendigen DU stecken.
Mir ist es schon oft so gegangen, dass mich ein Bibelvers direkt und unmittelbar berührt hat, ein Losungswort mir Kraft gegeben hat für den Tag.
Ich hoffe, Sie haben das alle auch schon erlebt.
Wo Sie gemerkt haben: Jetzt spricht Gott ganz persönlich zu mir. Jetzt weiß ich, dass er mit seiner ganzen Macht und Liebe dahinter steht und mich stärkt.
Das sind wunderbare Augenblicke, wenn so ein Wort plötzlich lebendig wird und kräftig.
Ein Wort von Gott ist sogar noch kräftiger als das eines Menschen, weil es absolut vertrauenswürdig ist. Je vertrauenswürdiger ein Mensch ist, desto mehr Kraft hat sein Wort.
In der Bibel gibt es unzählige eindrückliche Beispiele, in denen die Machtwirkung eines Wortes von Gott beschrieben ist:
Das allererste ist natürlich das Schöpfungswort:
„Und Gott sprach: Es werde Licht ! Und es ward Licht.“
Dann denke ich an die Machtworte Jesu, mit denen er bewiesen hat, das er göttliche Vollmacht hat.
Mit einem Wort bringt er den Sturm zum Schweigen. Mit einem Wort treibt er Dämonen aus. Mit einem Wort macht er Kranke gesund. Mit einem Wort weckt er Tote auf.
Mit einem Wort ruft er wildfremde Menschen in die Nachfolge.
Welche Kraft steckt in seinem göttlichen Wort !
Er, Jesus, ist das Wort Gottes in Person, das menschgewordene Wort Gottes.
Das hat er so oft bewiesen vor so vielen Augenzeugen, das es dumm wäre, das anzuzweifeln. Selbst seine Gegner mussten das eingestehen, dass er mit großer Vollmacht gepredigt und geheilt hat.
Ja, Gottes Wort hat oft bei Menschen sogar die Kehrtwende um 180 Grad bewirkt. Als Paulus Jesus nicht als den Messias erkannte und die Christen verfolgte, trat ihm der erhöhte Jesus in einer Vision mit seinem Wort selber entgegen: „Saul, Saul, was verfolgst du mich ?“
Und Paulus wurde vom Christenverfolger zum Missionar Jesu.
Und bis heute gibt es immer wieder Menschen, die das bezeugen,
dass sie erstaunliche Lebenswenden mitgemacht haben, weil ein Wort Gottes sie so getroffen hat, dass es so eine Kraft in ihnen entwickelt hat.
Und noch eine dritte Eigenschaft nennt der Hebräerbrief, die das Wort Gottes hat: es ist
schärfer als jedes zweischneidige Schwert,
und dringt durch,
bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein,
und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens.
Bei Schwert denken wir vielleicht spontan zunächst an eine zerstörerische Waffe. Also etwas Negatives.
Aber gemeint ist hier das Richtschwert, das Wahrheit und Lüge, Gutes und Böses, Nützliches und Schädliches trennt.
Das Wort Gottes ist also nichts zerstörerisches, sondern es hat etwas klärendes.
In unseren Gedanken und Sinnen des Herzens ist ohne das Wort Gottes ein großer Mischmasch von guten und bösen, nützlichen und schädlichen Gedanken.
Alleine fehlt uns da oft das Unterscheidungsvermögen. Gottes Wort will uns dabei helfen, da Klarheit, Klärung zu gewinnen, was für uns gut oder böse, nützlich oder schädlich ist.
Im griechischen Urtext kommt hier das Wort kritein vor. Das Wort Gottes ist ein kritisches Wort. Es beurteilt unsere Gedanken und Sinne.
Die Frage ist, ob wir uns dieser Kritik, dieser Beurteilung stellen oder nicht. Viele Menschen weichen heute gerne dieser Kritik des Wortes Gottes aus. Sie lesen oder hören es lieber erst gar nicht mehr oder sie picken sich die Bibelverse heraus oder hören immer nur das, was sie bestätigt in ihrem Denken.
Das ist auf die Dauer fatal. Denn mit der Zeit geht die eigene Unterscheidungsfähigkeit zwischen gut und böse immer mehr verloren.
Menschen fürchten vielleicht, eigene Gedanken als nicht gut vor Gott erkennen und zu müssen und sich von ihnen trennen zu müssen. Aber auf die Dauer ist es doch für den Menschen besser, sich von falschen und schädlichen Gedanken und Einstellungen zu trennen.
Ich möchte das scharfe Schwert des Wortes Gottes mit einem Skalpell vergleichen, das ein Arzt bei einer Tumor-Operation verwendet. Natürlich gibt es erst einmal einen unangenehmen Schnitt, wenn das schädliche von dem gesunden Gewebe abgetrennt wird. Aber die Alternative wäre, dass das schädliche Gewebe allmählich lebensbedrohlich anwächst.
Auch unsere schädlichen und in den Augen Gottes verkehrten Gedanken und Pläne werden mit der Zeit unser Leben bedrohen, meist schon in unserem irdischen Leben, aber sie stellen letztendlich unser ewiges Leben in Frage.
Denn je mehr böse und schlechte Gedanken unsere Identität ausmachen, zu unserem ICH, zu unserer Person selber werden,
desto schwerer werden sie noch davon auch in Ewigkeit zu trennen.
Gedanken, die Gottes Liebe und Plänen widersprechen können aber nicht in die ewige Gemeinschaft mit Gott gelangen.
Je mehr wir uns selber mit Gedanken identifizieren, die Gottes Gedanken widersprechen, desto schmerzhafter wird der Trennungsschnitt werden, den das Wort Gottes verursacht,
wenn wir daran festhalten wollen.
Gott will aber mit seinem kritischen Wort letztlich nicht unsere Persönlichkeit zerstören, sondern nur die bösen Gedanken.
Unsere Persönlichkeit will er durch solch einen kritischen Schnitt retten.
Wenn wir das im Hinterkopf haben, werden wir uns vielleicht bereitwilliger und lieber auch den Worten Gottes stellen, die uns zunächst unangenehm oder schmerzhaft vorkommen.
Und gerade wenn wir uns auch den schmerzhaften Schnitten durch das Wort Gottes stellen,
werden wir danach umso mehr auch den Segen und die aufbauende und heilende Kraft seines Wortes erleben und spüren können.
Das schenke Gott uns allen.
AMEN.